Die Idee des Mentoring ist nicht neu. Doch immer mehr Unternehmen entdecken die aus dem akademischen Umfeld stammende Idee der Förderung junger Talente durch erfahrene Meister ihres Fachs für sich. Zwei Beispiele aus der Rolex-Initiative «Mentor und Meisterschüler».

ARCHITEKTUR

Mentor: Sir David Chipperfield
Mit einem Architekturkonzept, das «Substanz, Beständigkeit und Sinn» über Äusserlichkeiten stellt und einen bestimmten «Firmenstil» meidet, hat der britische Architekt Sir David Chipperfield Anerkennung für ein vielfältiges Schaffenswerk erlangt, das zivile und kulturelle Bauten, Wohnhäuser, Hotels und Büros ebenso umfasst wie Geschäftsinterieurs, Möbel, Beleuchtung und Geschirr.

Unter seinen bedeutenden Bauten finden sich zahlreiche Museen wie das River and Rowing Museum in Henley-on-Thames (Vereinigtes Königreich), das Figge Art Museum im US-Bundesstaat Iowa, das wiedereröffnete Neue Museum in Berlin, wo er derzeit für die Museumsinsel ein neues Eingangsgebäude entwirft, und das Museo Jumex in Mexiko-Stadt. 2011 wurde ihm die Royal Gold Medal für Architektur des Royal Institute of British Architects verliehen, und im selben Jahr stellte er zwei Kunstmuseen
im Vereinigten Königreich fertig: das Turner Contemporary in der Stadt Margate, das unlängst zu einem der 21 Wahrzeichen erkoren wurde, die für Grossbritannien im 21. Jahrhundert stehen, und das Hepworth Wakefield in der Grafschaft Yorkshire. Weitere laufende Projekte sind unter anderem ein Erweiterungsbau für das Kunsthaus Zürich, das Nobel-Center in Stockholm und die Sanierung der Neuen Nationalgalerie in Berlin.

Meisterschüler: Simon Kretz
Der Schweizer Architekt, Städtebauer und Forscher Simon Kretz geniesst Anerkennung für seine Fähigkeit zur Gestaltung von Entwürfen in verschiedensten Massstäben – von der Sanierung denkmalgeschützter historischer Bauten über die Konzeption neuer Gebäude und Strukturen bis hin zu Projekten, die das städtische Umfeld bereichern. Seine Interessen verband Kretz im Studium der Architektur am Departement Architektur der ETH Zürich, das er 2008 mit einem Diplom abschloss.

2010 war er Mitgründer des Architekturbüros Christina Nater und Simon Kretz Architekten GmbH, 2014 wurde er Gründungsmitglied der Christian Salewski & Simon Kretz Architekten GmbH. Zuvor sammelte Kretz Erfahrungen bei Architekturbüros in Zürich und bei mehreren international renommierten Büros, darunter dem Office for Metropolitan Architecture (OMA) in Rotterdam.

Seit 2009 ist er Dozent am Institut für Städtebau seiner Alma Mater, wo er 2013 zum Oberassistenten befördert wurde. Seit 2013 ist er zudem Dozent und Oberassistent am Departement Bau, Umwelt und Geomatik der ETH Zürich und lehrt Design Thinking am Center for Urban & Real Estate Management (CUREM) der Universität Zürich.

MUSIK

Mentor: Philip Glass

Der Amerikaner Philip Glass, einer der einflussreichsten Komponisten jüngerer Zeit, geniesst weltweit Anerkennung für seine unverkennbare, eindringliche Musik, deren Auswirkungen auf das musikalische und intellektuelle Leben von heute ohnegleichen sind. Seine Kompositionen, die sich über Grenzen hinwegsetzen und von Glass selbst als «Musik mit repetitiven Strukturen» beschrieben werden, umfassen mehr als 20 Opern, acht Sinfonien, Solokonzerte, Filmmusiken, Streichquartette und eine wachsende Zahl von Werken für Soloklavier und -orgel.

Die bedeutendsten Kompositionen dieser Schaffensperiode sind «Music in Twelve Parts» und die fünfstündige Oper «Einstein on the Beach», ein Meilenstein der Musikgeschichte. Dieses avantgardistische Werk, das er gemeinsam mit dem visionären Theatermacher Robert Wilson (Rolex Mentor für Theater 2002 – 2003) schuf und das 1976 an der Metropolitan Opera aufgeführt
wurde, verhalf Glass zu internationalem Ruhm und wurde von der «Washington Post» als «eines der wegweisenden Kunstwerke des Jahrhunderts» bezeichnet. Vervollständigt wurde die Operntrilogie durch «Satyagraha» (1980) und «Akhnaten» (1984). Zuletzt gelangten «The Perfect American», eine Oper über Walt Disneys Tod, und «Two Movements for FourPianos» (2013 zur Uraufführung. Für seine Filmmusiken erhielt er Oscar-Nominierungen («Kundun», «The Hours», «Notes on a Scandal») und einen Golden Globe («The Truman Show»).

Meisterschülerin: Pauchi Sasaki

Die versierte Geigerin, Komponistin und Multimedia-Performance-Künstlerin Pauchi Sasaki wird für ihre allumfassende «magische Vision» gelobt. Als japanischstämmige Peruanerin wurde Sasaki von ihrer multikulturellen Erziehung und von ihrer Mutter geprägt, die selbst Künstlerin ist. Im Alter von fünf Jahren begann sie mit dem Geigenspiel. Ab 2005 wandte sie sich ausschliesslich der Musik zu. 2014 wurde ihr am Mills College in Kalifornien ein Master of Fine Arts im Studiengang Elektronische Musik und Aufzeichnungsmedien verliehen. Bereits dort trauten ihre Lehrer ihr den Sprung zum Ruhm zu. Sasaki hat sich mit verschiedensten musikalischen Stilrichtungen beschäftigt und interdisziplinär gearbeitet. So komponiert sie für Film, Video, Tanz, Theater, Installationen und ortsspezifische Projekte und setzt dabei auch neue Technologien ein. Sie gab Konzerte in Südamerika, Europa, Japan und in den gesamten USA. Beachtenswert sind ihre beiden Soloalben, ihr «Lautsprecherkleid» – eine aus 96 Lautsprechern hergestellte tragbare Klangskulptur – und Kompositionen für über 30 Filme, von denen drei Auszeichnungen in der Kategorie «Beste Filmmusik» erhielten.

Die Rolex-Initiative «Mentor und Meisterschüler»

Bereits seit 2002 bietet Rolex in ihrer Initiative «Mentor und Meisterschüler» vielversprechenden Talenten aus sieben Kunstgattungen – Bildende Kunst, Film, Literatur, Musik, Tanz, Theater und Architektur – die Gelegenheit, ein Jahr lang eng mit einem weltbekannten Künstler ihres Fachs zusammenzuarbeiten. Im Rahmen dieses Programms konnte so im Laufe der Jahre ein weitverzweigtes internationales Künstlernetzwerk aufgebaut werden. Grosse Namen ihres Fachs wie der Schweizer Architekt Peter Zumthor, die US-amerikanische Filmlegende Martin Scorsese oder der peruanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa haben in den vergangenen Zyklen des Programmes jungen Berufskollegen mit ihren Erfahrungen und ihrem Know-how beigestanden.

Der Schweizer Uhrenkonzern lässt sich dieses prestigeträchtige Programm einiges kosten. Jeder Meisterschüler erhält während des Mentoringjahres ein Stipendium in Höhe von 25 000 Schweizer Franken, nach Ablauf des Jahres wird jedem Meisterschüler nochmals eine Summe von 25 000 Schweizer Franken zur Verfügung gestellt, die er für ein neues Werk, eine Publikation, einen Auftritt oder eine öffentliche Veranstaltung verwenden kann. Jeder Mentor erhält ein Honorar von 50 000 Schweizer Franken. Zudem wird das Mentoringjahr eines jeden Teams umfassend dokumentiert – die Meisterschüler (ebenso
wie die Mentoren) profitieren also auch von einer Präsentation in der breiteren Öffentlichkeit.

Bild Rolex: ©Erik Tomasson

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