Der Abwärtsdruck auf die Richtzinsen von Festhypotheken im vergangenen Jahr hält 2019 weiter an. Die Kosten für Festhypotheken dürften nun wieder ansteigen, wie unsere Analyse diverser Zinsprognosen zeigt.

Die Richtzinsen für kurz-, mittel- bis langlaufende Hypotheken sind seit Jahresbeginn weiter gesunken. Wie aktuelle Daten (Stand 14. März 2019) von Comparis-Partner-Service HypoPlus zeigen, sind die Sätze für zehnjährige Hypotheken mit 1,30 Prozent auf eine Rekordmarke gefallen. Die fünfjährigen Hypotheken notieren mit 0,99 Prozent so tief wie nie zuvor. Zweijährige Festhypotheken verharren mit 0,93 Prozent weiterhin auf tiefem Niveau.

Der allgemeine Zinsrückgang ist unter anderem auf eine Abschwächung der Weltwirtschaft zurückzuführen. In der Folge hat die amerikanische Notenbank Fed ihre Zinserhöhungspläne nach hinten geschoben. Die Europäische Zentralbank EZB befindet sich weiterhin im Krisenmodus und dürfte die Zinsen nicht vor 2020 anheben. «Die Schweizerische Nationalbank wird unter diesen Prämissen keine Zinserhöhung in Erwägung ziehen», erklärt Comparis-Finanzexperte Frédéric Papp.

Werden Festhypotheken nun teurer?

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) beispielsweise ist der Ansicht, dass die Korrektur der Langfristzinsen zu stark ausgefallen sei. Die Bank rechnet daher mit leicht steigenden Langfristzinsen in den nächsten Quartalen. In diesem Kontext prognostiziert die ZKB per Januar 2020 einen Richtzins von 2,06 Prozent für eine zehnjährige Festhypothek. Das entspricht einem Aufschlag von 0,5 Prozent im Vergleich zum Stand vom vergangenen Januar.

Träfe die Prognose der ZKB ein, müssten Hauseigentümer für eine Hypothek über 500’000 Franken pro Jahr 2’500 Franken mehr bezahlen, wenn sie die Hypothek erst in zwölf Monaten statt bereits heute abschliessen würden. Das Staatsinstitut sieht bei den fünfjährigen Hypotheken binnen zwölf Monaten Werte von 1,51 Prozent – ein Anstieg um 0,4 Prozent.

Die Credit Suisse erwartet ähnlich hohe Richtzinsen. Sie prognostiziert einen Anstieg binnen zwölf Monaten um knapp 50 Basispunkte auf 2 Prozent für zehnjährige Festhypotheken. Bei den fünfjährigen Festhypotheken rechnet die Schweizer Grossbank mit einem Aufschlag von knapp 40 Basispunkten auf 1,5 Prozent.

Zinsänderungsrisiko nimmt zu

Ein viel beachteter Indikator für Zinsprognosen sind die sogenannten Swap-Sätze. Sie geben an, was eine Absicherung beispielsweise eines zehnjährigen Zinsgeschäfts gegen drohende Zinsänderungsrisiken kostet. Geben die Swap-Sätze nach, rechnet der Markt mit tieferen Zinsen. Ein Anstieg der Swap-Sätze deutet auf eine Erhöhung hin. Die von Comparis analysierten Zinsprognosen diverser Banken gehen allesamt von zunehmenden Swap-Sätzen aus. Die St. Galler Kantonalbank (SGKB) beispielsweise rechnet für 2019 mit einem Anstieg des zehnjährigen Zinsswaps auf bis zu 0,9 Prozent. Anfang Jahr lag der Satz noch bei 0,29 Prozent. Ein deutlicher Richtungswechsel innert Jahresfrist erwartet die SGKB auch für fünfjährige Swap-Sätze, und zwar von -0,27 (Stand Anfang 2019) auf bis zu 0,35 Prozent.

In einem ähnlichen Rahmen sieht zudem die UBS die Swap-Sätze ansteigen. Die Aargauische Kantonalbank gibt sich etwas vorsichtiger. Beim 5-Jahres-Swap-Satz erwartet sie einen Anstieg auf 0,1 Prozent und beim 10-Jahres-Swap-Satz auf 0,45 Prozent.

Ökonomen sehen höhere Zinsen

Mit einem höheren Zinsniveau am Kapitalmarkt rechnen auch die von der KOF Konjunkturforschungsstelle befragten Ökonomen. Sie erwarten einen Anstieg der Rendite zehnjähriger Bundesobligationen bis zum Jahresende auf 0,51 Prozent. Die Entwicklung der Bundesobligationenrenditen strahlt in der Regel auf die Hypothekarzinsen aus.

Liborhypotheken bleiben günstig

Die Richtzinsen der Liborhypotheken, auch Geldmarkthypotheken genannt, bleiben laut den Bankprognosen stabil. Der Libor ist ein Referenzzinssatz, zu dem sich die Banken auf dem europäischen Geldmarkt gegenseitig kurzfristige Kredite gewähren. Die Hypothekenanbieter verwenden den 3-Monats-Libor als Basiszinssatz, auf den sie dann noch eine individuelle Marge schlagen.

Das KOF rechnet auch Ende 2019 mit einem negativen 3-Monats-Libor bei -0,55 Prozent. Solange sich der Libor im negativen Bereich befindet, wird von den Hypothekenanbietern ein Basiszinssatz von 0 Prozent angewendet. Die Hypothekarnehmer zahlen unter dem Strich weiterhin nur die Marge der Bank, die zwischen 0,65 bis 1,1 Prozent liegt.

Fazit

Obwohl die Banken künftig von höheren Hypothekarzinsen ausgehen, sind Zinsprognosen mit Vorsicht zu geniessen. Bereits im vergangenen Jahr rechneten die Anbieter mit steigenden Zinsen. Eingetroffen ist aber das Gegenteil – zumindest bis heute. «Hypothekarnehmer sollten deshalb bei der Wahl ihrer Hypothek nicht ausschliesslich auf Zinsprognosen vertrauen. Vielmehr bestimmt die Suche nach der passenden Hypothek die individuelle Risikobereitschaft, die Risikofähigkeit und das Bedürfnis nach Flexibilität», sagt Papp. ★

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