Die Einstellung zum Geld lernt man vor allem von den Eltern. Jeder Mensch verkörpert einen bestimmten Geldtyp und jeder Typ birgt eigene Risiken. Der Blick von aussen hilft, diese zu minimieren.
Unsere Einstellung zum Geld wird in der Kindheit geprägt und begleitet uns ein Leben lang. Diese tief verwurzelten Glaubenssätze beeinflussen, wie wir mit unserem Vermögen umgehen, und können uns unbewusst in finanziellen Entscheidungen leiten. Ob «wachsamer» oder «statussuchender» Typ – jeder birgt seine eigenen Risiken. Ein Blick von aussen kann dabei helfen, diese zu erkennen und eine Vermögensplanung zu entwickeln, die neben finanzieller Sicherheit auch echtes Glück ermöglicht.
WOMEN IN BUSINESS: Frau Herrmann, warum sind viele Menschen trotz ihres Wohlstands unzufrieden?
Anne Herrmann: Geld allein macht eben nicht glücklich. Geld kann aber durchaus dazu dienen, Dinge zu kaufen oder Aktivitäten zu ermöglichen, die einen glücklich machen.
Geld ist also nur Mittel zum Zweck?
Ja, und das geht oft vergessen. Viele Menschen denken, sie brauchen ein bestimmtes Vermögen, um ein glückliches Leben führen zu können. Stattdessen müssten sie sich aber fragen, welche Aktivitäten sie brauchen und wie sie ihr Vermögen einsetzen können, um glücklicher zu sein.
Woher kommt es, dass Menschen ihr Vermögen nicht dazu verwenden, um glücklich zu sein?
In der Forschung reden wir da vom «wachsamen» Geldtyp. Diese Menschen verfügen zwar über ein ausreichendes Vermögen, aber nutzen es nicht, um sich damit positive Erlebnisse zu ermöglichen. Sie verfolgen ihre Finanzen sehr aufmerksam und prüfen regelmässig den Kontostand. Sie kaufen nur, was sie sich leisten können, und verschaffen sich dadurch eine gute finanzielle Position. Der Nachteil ist, dass diese Geldtypen oft unnötig besorgt sind und zu enthaltsam leben.
Wie wird man ein solch «wachsamer» Geldtyp?
Studien haben gezeigt, dass unsere Einstellung zu Geld und zum Geldausgeben in der Kindheit geprägt wird. Ebenso unsere finanziellen Kompetenzen, also auch, wie man mit Geld umgeht. Wir lernen das durch Beobachtung, denn wir sehen, wie die Eltern mit Geld umgehen, hören, was sie über Geld sagen, und vielleicht auch, was sie über andere Menschen sagen, die entweder besonders viel oder besonders wenig Geld haben. Aus der Perspektive unserer Eltern lernen wir, wie wichtig Geld ist und wie man damit umgeht und ob man grundsätzlich positive oder negative Assoziationen damit verbindet.
Warum ist es wichtig, diese erlernten Einstellungen zu hinterfragen?
Es gehört zum Prozess des Erwachsenwerdens, dass man seine Einstellung und seine Werte kontinuierlich weiterentwickelt und reflektiert. Dazu gehört auch, dass man die Einstellung zum Geld und den Umgang damit hinterfragt. Zumal das, was man im Umgang mit Geld von den Eltern gelernt hat, auch gar nicht mehr stimmen muss, weil sich grundsätzliche Gesetzmässigkeiten und Rahmenbedingungen gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Natur geändert haben, zum Beispiel im Rentensystem, am Immobilienmarkt oder an den Finanzmärkten. Für Menschen älterer Generationen galten Staatsanleihen und das Eigenheim vielleicht noch als die besten Möglichkeiten der Geldanlage, heute sieht das ganz anders aus. Auch deshalb sollte man sich von den zu Hause erlernten Glaubenssätzen lösen, unabhängig davon, welcher Geldtyp man ist.
Welche anderen Geldtypen gibt es?
Neben dem bereits erwähnen «wachsamen» Typ ist auch der Typ des «Statussuchenden» weit verbreitet. Diese Personen verbinden ihr Selbstwertgefühl mit ihrem Vermögen. Sie glauben, dass sie umso mehr wert sind, je mehr Geld sie besitzen. Dieser Geldtyp möchte seinen Wohlstand auch durch den Besitz teurer Konsumgüter zeigen. Das Risiko ist, dass sich solche Menschen mehr leisten, als sie können, und andere Lebensaspekte vernachlässigen. Dann gibt es die «Geldanbetenden», für die Geld das Mittel für Sicherheit, Macht und Freiheit ist. Sie sehen Geldverdienen als sehr wichtig an und ordnen dem vieles unter, zum Beispiel auch soziale Beziehungen. Sie kaufen Dinge, um glücklich zu sein – und haben daher ein höheres Schuldenrisiko. Und dann gibt es noch die «Geldvermeidenden». Diese Menschen glauben oft, dass sie Geld nicht verdienen. Sie vermeiden es, sich mit Geld zu beschäftigen, und sabotieren so oft den eigenen Erfolg.
Was kann helfen, bessere finanzielle Entscheide zu treffen?
Ein Weg ist es, die Selbstwahrnehmung zu trainieren, etwa, indem man sich beobachtet und fragt, warum das Geld ausgegeben wurde, welche Motivation dahinterstand und auch welche Gefühle das hervorgebracht hat. Denn wenn man sich seiner Einstellung und Überzeugung in Bezug auf den Umgang mit Geld bewusst ist, kann man viel bewusster prüfen, was für einen förderlich ist und was hinderlich. Von daher macht eine bessere Selbstwahrnehmung einen Menschen freier, er hat mehr Handlungsoptionen und ist nicht mehr so emotional getrieben. So fällt es ihm leichter, seine finanzielle Situation aktiv zu gestalten und auch die Vorsorgeplanung anzugehen, die viele Menschen lieber ausblenden.
Bei den Themen Finanzen und Vorsorge ist es anspruchsvoll, eigene Entscheide zu treffen. Was spricht dafür, einen Vermögensberater oder eine Vermögensberaterin zu konsultieren?
Wenn in der Vermögensberatung die richtigen Fragen gestellt werden, kann das einem die nötige Sicherheit geben. Aber es reicht nicht, wenn nur die abstrakte Risikobereitschaft einer Person abgefragt wird. Denn der Vermögensberater oder die Vermögensberaterin sollte nicht nur die Ziele, sondern auch die dahinter liegenden Einstellungen und Motive der Kundinnen und Kunden verstehen. Dafür sollte nebst der grundsätzlichen finanziellen Lebenssituation auch erkannt werden, welche Einstellungen und Werte eine Person prägen, also welchem Geldtyp sie entsprechen.
Warum ist das so wichtig?
Jeder Typ steht vor speziellen Herausforderungen, die es auf die eine oder andere Art erschweren, dass Menschen sich mit den Themen Geldanlage und Vorsorge auseinandersetzen. Weil das etwas ist, was in der Zukunft stattfindet und was heute sehr abstrakt ist. Es fällt Menschen zudem auch generell schwer, sich mit dem künftigen Ich, dem «Future Self», zu identifizieren. Denn wir haben den sogenannten Present Bias, das heisst, das, was heute und jetzt passiert, ist uns Menschen wichtiger als das, was in der Zukunft geschehen wird.
Gibt es da einen Trick, wie man sich selbst überlisten kann?
Es hilft schon, wenn man das zukünftige Ich wichtiger macht. In der Forschung hat man mit Alterssimulationen gearbeitet und den Probanden einer Studie Fotos von sich gezeigt, wie sie in 20 oder 30 Jahren aussehen werden. Allein diese Visualisierung hat das künftige Selbst für die Menschen relevanter gemacht.
So wird die Notwendigkeit verdeutlicht, seine finanzielle Situation zu analysieren und den Ruhestand zu planen. Inwieweit hilft dabei der Blick von aussen?
Der Austausch mit einer fachkundigen dritten Person ist sehr sinnvoll, gerade bei so wichtigen und komplexen Themen. Eine Vermögensberatung ist dabei immer komplementär. Das heisst, man profitiert von einer Vermögensberatung viel mehr, wenn man selbst gut informiert ist und die richtigen Fragen stellen kann. So kann ein gleichberechtigter Austausch in einem Dialog stattfinden. Je mehr dieser auf Augenhöhe erfolgt, desto mehr kann man davon profitieren. ★
Prof. Dr. Anne Herrmann ist Professorin für Wirtschaftspsychologie und Institutsleiterin an der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW. Sie lehrt in der Aus- und Weiterbildung zu Werbe- und Konsumpsychologie, qualitativen Forschungsmethoden und Behavioral Economics. In ihrer Forschung untersucht sie für und mit Schweizer Unternehmen vielseitige Fragestellungen zu Konsumentscheidungen und Konsumverhalten.
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