Mit der TOP100-Ausgabe setzt WOMEN IN BUSINESS ein Zeichen für den Fortschritt auf dem Weg zur Gleichberechtigung von Frau und Mann. Im Interview gibt die letztjährige Woman of the Year Tina Müller, Vorsitzende der Geschäftsleitung der Weleda AG, Einblicke in ihr Jahr und ihre Sicht auf die Stellung der Frau in der Geschäftswelt.

Die Sonderausgabe TOP100 von Women in Business mit Porträts von 100 Schweizer Frauen, die in ihrer Sparte Aussergewöhnliches leisten und anderen ein Vorbild sind, ist eine Momentaufnahme der Stellung der Frau in unserer Gesellschaft. Über die Jahre zeichnet sie ein Bild des Fortschritts, der jedoch noch nicht abgeschlossen ist. Eine Vielfalt erfolgreicher Frauen Vergangen ist die Zeit, als es schwierig war, 100 Frauen in prominenten Rollen in der Geschäftswelt zu finden. Heute ist es eine schöne Aufgabe, eine Auswahl zu treffen, welche die Vielfalt und den Erfolg der Frauen in der Schweiz widerspiegelt. Dass einige der Teilnehmerinnen seit Jahren in der TOP100 vertreten sind, spricht zudem für die Nachhaltigkeit dieser Erfolgskarrieren. Solche Fortschritte gilt es anzuerkennen und zu feiern – nicht aber sich damit zufrieden zu geben. Zu deutlich unterscheiden sich etwa die Anteile von Frauen und Männern in den Chefetagen und Verwaltungsräten, und zu frustrierend bleibt der (Arbeits-) Alltag vieler Frauen. Dies stellt auch Tina Müller fest. Sie ist seit 2023 Vorsitzende der Geschäftsleitung der Weleda AG und Woman of the Year 2024. Es sei gerade jetzt wichtig, dass Organisationen und Firmen nicht lockerlassen und an Gleichberechtigungszielen und Fördermassnahmen festhalten, um die Stellung der Frau zu festigen und zu beschleunigen, so Müller. Sie zeigt auf, dass gerade ein traditionell weiblich geprägtes Unternehmen wie Weleda bestens positioniert ist, um eine Vorreiterrolle einzunehmen. Und sie nimmt Frauen in die Pflicht mit der Aufforderung, selbstbewusst aufzutreten und sich gegenseitig zu fördern. Im Interview teilt sie auch einige Höhepunkte aus ihrem Jahr als Woman oft he Year.

WOMEN IN BUSINESS: Was waren die besonderen Highlights der vergangenen Monate?
Tina Müller: Oh, da gab es so viele! Als ich im Dezember die Auszeichnung als Woman of the Year entgegennehmen durfte, war das für mich eine riesige Ehre, vor allem, weil ich zu diesem Zeitpunkt erst ein Jahr in der Schweiz war. Ich bin unglaublich dankbar für die herzliche Aufnahme in das Schweizer Frauennetzwerk. Auch beruflich war das vergangene Jahr ein voller Erfolg: 2024 war das beste Jahr in der Geschichte unseres Unternehmens. Wir haben nicht nur den höchsten Umsatz erzielt, sondern auch unser operatives Ergebnis mehr als verdoppelt. Das zeigt, dass unsere Strategie «Wachstum mit Verantwortung » – mit den Wachstumshebeln Innovation, Digitalisierung, Premiumisierung und Internationalisierung – genau der richtige Weg ist. Unser Ziel, den Umsatz bis 2030 zu verdoppeln, ist greifbar. Ein Highlight war auch der Erfolg unserer ersten Anti-Aging-Linie Blauer Enzian & Edelweiss. Und jetzt sind wir mit drei spannenden Innovationen auf dem Markt: den Booster Drops, das sind die Seren, die eine individuelle Hautpflege ermöglichen, minLen, unserer Multigenerationen-Skincare in Zusammenarbeit mit Prinzessin Madeleine von Schweden, und Weleda Cell Longevity, unserer hochwirksamen Premium-Anti- Aging-Pflege. Besonders stolz bin ich darauf, dass wir mit den letzten beiden Linien einen neuen Absatzkanal erschlossen haben: Weleda ist jetzt auch in Parfümerien vertreten.

Wie steht es aus Ihrer Sicht um die Vertretung der Frauen – speziell in Ihrer Branche und auch in der Wirtschaft generell?
Leider sehe ich mit Sorge, dass Diversität und Gleichberechtigung in der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskussion oft in den Hintergrund rücken. Es gibt immer noch Strukturen, die Männer bevorzugen, und ich höre viel zu oft die Ausrede: «Wir haben leider keine Frau gefunden.» Das ist für mich keine akzeptable Antwort. Mein Appell an alle Frauen in Führungspositionen: Wenn wir keine Frau gefunden haben, dann suchen wir weiter. Ich wünsche mir mehr Solidarität unter Frauen – eine echte Sisterhood. Wir sollten uns gegenseitig fördern, unsere Netzwerke stärken und klar Stellung beziehen, wenn Frauen unterrepräsentiert sind. Denn nur gemeinsam können wir etwas verändern.

Welche Massnahmen oder Strukturen können unternehmensintern und darüber hinaus die Teilnahme von Frauen am Wirtschafts- und Geschäftsleben auf allen Ebenen fördern?
Ein Schlüssel ist die persönliche Sichtbarkeit. Frauen leisten oft Grossartiges, aber sie zweifeln auch häufiger an sich selbst. Während Männer fragen: «Was bekomme ich dafür?», fragen Frauen oft: «Bin ich schon so weit?» Hier müssen wir ansetzen. Es geht darum, ein klares Profil zu entwickeln, die eigenen Stärken sichtbar zu machen und Selbstvertrauen aufzubauen. Das berühmte 3-P-Modell – Performance, Power und Personal Branding – ist dabei ein guter Leitfaden. Gleichzeitig brauchen wir Strukturen, die Frauen gezielt fördern, etwa durch Mentoring- Programme oder Nachfolgeplanung. Und natürlich müssen Frauen in Führungspositionen dafür sorgen, dass zentrale Rollen mit Frauen besetzt werden. Ein grosses Problem sind äussere Rahmenbedingungen. Eine Mitarbeiterin erzählte mir kürzlich, dass sie für die Kita ihrer zwei Kinder jährlich 48 000 Franken zahlt – für vier Tage die Woche. Solche Kosten machen es Eltern unglaublich schwer, am Wirtschaftsleben teilzunehmen. Hier braucht es eben auch die politischen Lösungen.

Das gesamte Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe. Bestellen Sie diese in unserem Shop.

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Die nächste WOMEN IN BUSINESS Ausgabe wird am 4.12.2025 lanciert

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