Wie und warum sind Sie zum Rennsport gekommen?
Das Interesse am Rennsport wurde durch meinen Vater geweckt. Seine Leidenschaft für die Formel 1, seine Tätigkeit als Instruktor sowie sein eigenes Autohaus brachten mich schon früh mit schnellen Fahrzeugen in Berührung. So richtig entfacht wurde das Feuer, als ich vier Jahre alt war. Mein Vater organisierte eine Go-Kart-Veranstaltung für sein Autohaus. Ich wollte unbedingt mitfahren, war jedoch zu klein für die Go-Karts. Auf dem Schoss meines Vaters durfte ich einige Runden drehen. Es nervte mich jedoch, dass ich nicht allein fahren durfte. Um mich zu besänftigen, sagte mein Vater damals, dass er mir einen Go-Kart schenken werde, sobald ich gross genug sei. Von da an erinnerte ich ihn jeden Monat aufs Neue, dass ich wieder ein bisschen gewachsen bin. Mit sechs Jahren war es dann soweit: Ich erhielt meinen ersten Go-Kart.

Was fasziniert Sie an diesem Sport?
Ganz besonders fasziniert mich, dass man als Mensch eine Maschine am maximalen Limit über eine Rennstrecke bewegen kann. Das Fahren im Grenzbereich gibt mir ein einzigartiges Gefühl, welches mich schon mein Leben lang fasziniert hat. Aber auch der Wettbewerb gibt mir etwas, schon als Kind wollte ich immer gewinnen.

Wie ist es als Frau, in einer männerdominierten Szene zu konkurrieren?
Ich persönlich habe in dieser Hinsicht noch nie etwas Schlechtes erlebt. Ich kann aber nur für mich sprechen. Grundsätzlich glaube ich schon, dass man sich als Frau in einer männerdominierten Szene mehr beweisen muss und stärker mit Vorurteilen behaftet ist. In den ersten Rennen werden aber alle, unabhängig vom Geschlecht, genau beobachtet und müssen sich behaupten. Sobald aber schnelle Rundenzeiten auf der Anzeigetafel stehen, wird man rasch akzeptiert.

Im Rennsport kommt es regelmässig zu heftigen Crashs. Wie gehen Sie mit den Risiken um?
Ich denke kaum an solche Gefahren, sonst wäre ich im falschen Sport. Wir alle sind uns der Risiken bewusst, wenn wir festgezurrt in unseren Rennwagen sitzen und mit hohen Geschwindigkeiten zwischen Mauern und anderen Rennautos um den Sieg kämpfen. In diesem Moment fokussiere ich mich auf das Hier und Jetzt und will gewinnen. Konzentration und Fokus sind unabdingbar. Zeit, über Unfälle nachzudenken, hat man keine. Auch ich hatte schon heftige Unfälle und Rückschläge, die ich aber gut verarbeiten konnte. Das alles gehört zum Sport dazu.

 

Über Simona de Silvestro Die Schweizerin war noch nicht ganz 18, als es sie nach ersten Formel-Erfolgen in Europa in die USA zog. Beim legendären Indy 500 wurde sie 2010 als „Rookie of the Year“ ausgezeichnet. Weitere Anerkennung holte sie sich ein Jahr später, als sie sich in Indianapolis einen Tag nach einem schweren Trainingsunfall trotz Verbrennungen an beiden Händen ins Auto setzte und die Qualifikation schaffte. 2014 holte Sauber die ambitionierte Fahrerin in sein Formel-1-Kader, in der Saison 2015/2016 fuhr sie für Andretti in der Formel E und startete später in der australischen Supercars-Serie. 2019 wurde sie Porsche-Werksfahrerin.

Mehr über Simona de Silvestro lesen Sie im ausführlichen Interview in der August Ausgabe des WOMEN IN BUSINESS Magazins – eine Marke der WOMEN IN BUSINESS-Community.

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