Ghazal Hakimifard liebt und übt das Schachspiel seit Kindesjahren. Im Interview spricht die Grossmeisterin der Frauen, die Mitglied im Damen-Nationalkader des Schweizerischen Schachbundes ist, über ihre Faszination und die Rolle der Frauen im Schachzirkus.
Nichts ist beim Schachspiel so gefragt wie der Geist: Es braucht Nervenstärke, Vorstellungskraft und Kreativität vereint. Die gebürtige Iranerin, Ghazal Hakimifard, nutzt diese Fähigkeiten auch beruflich: 2020 schloss sie ihren Master in Computer Science an der ETH Zürich ab und arbeitet seither als Software-Ingenieurin in Basel.
WOMEN IN BUSINESS: Wie Sind Sie zum Schachspiel gekommen?
Ghazal Hakimifard: In meiner Kindheit hatten wir zu Hause ein Schachbrett. Ich bat meine Eltern immer und immer wieder, mir zu zeigen, wie das Spiel funktioniert. Mein erstes wichtiges Turnier waren die iranischen Jugendschachmeisterschaften U10, die ich sogleich gewann. Spätestens da war klar, dass ich dem Schachspiel treu bleiben würde.
Was fasziniert Sie daran?
Es gibt ein Zitat des ehemaligen Schachweltmeisters Anatoly Karpov, das besagt: «Schach ist alles: Kunst, Wissenschaft und Sport.» Schach steckt voller Möglichkeiten und versteckter Ideen, jede Partie ist ein neues Rätsel, das es zu lösen gilt. Es ist ein stiller Kampf der Gedanken, der sich auf dem Brett spiegelt.
Was ist beim Schachspiel entscheidend, um erfolgreich zu sein?
Wissen, Techniken und Psychologie gehören zu den wichtigsten Faktoren im Schach. Es gilt die Vorstellungskraft und das strategische Denken zu schulen. Wichtig ist aber auch, Spitzenschachpartien zu analysieren, um das Verständnis der Schachpositionen zu fördern. Zu guter Letzt braucht es Spielpraxis: Das Gelernte umsetzen, Partien spielen und aus den Fehlern lernen – und dabei stets Nervenstärke und Belastbarkeit beweisen.
Das Schachspiel ist nach wie vor stark männerdominiert. Spüren Sie das als Spielerin, wie gehen Sie damit um?
Im Schweizerischen Schachverband beträgt das Verhältnis von registrierten männlichen und weiblichen Schachspielern 4942 zu 346. Schach wird also in der Tat von Männern dominiert, das bedeutet aber nicht, dass sie klüger wären als Frauen. Für die Differenz sind vielmehr soziale und kulturelle Gründe verantwortlich. Für mich persönlich spielt das Geschlecht des Gegners keine Rolle, denn der Erfolg ist letztlich eine Frage der Zeit und Übung und nicht des Geschlechts.
Wie könnte man aus Ihrer Sicht mehr junge Frauen zum Schachspiel motivieren?
Ich denke, dass Medien und Werbung einen grossen Beitrag leisten könnten. Es braucht Inspirationsquellen, wie beispielsweise die kürzlich erschienene Netflix-Serie «Queen‘s Gambit», welche die Attraktivität des Spiels aufzeigen und junge Menschen, vor allem Frauen, ansprechen können.
Die Initiative She’s Mercedes steht für die Idee, dass Inspiration Aussergewöhnliches bewirken kann. Sie bietet Frauen in über 70 Ländern die Möglichkeit, in Kontakt zu kommen und sich gegenseitig zu stärken. In der Schweiz finden regelmässig Events zu den Themen Mind, Move, Body und Nutrition statt. Mehr zur Initiative, zum Magazin und zu den Events von She’s Mercedes in der Schweiz finden Sie im Newsletter mercedes-benz.ch/shesnewsletter-de sowie unter mercedes-benz.ch/shes.