Andrea Rutishauser
Marketingfrau, Trainerin und Systemischer Coach

Interview: Brigitte Selden | Fotos: Andrea Rutishauser

Andrea Rutishauser ist Geschäftsführerin des Weiterbildungsinstituts BWI. Wir haben mit ihr über die Kernthemen der Weiterbildung gesprochen und wie man die Zukunftssicherheit von Organisationen stärken kann.

Sie sind seit Februar 2020 Geschäftsführerin bei der Weiterbildungsinstitution BWI, vormals das 1929 gegründete Betriebswissenschaftliche Institut der ETH. Können Sie uns Ihr Institut und die Schwerpunkte kurz vorstellen?

Unser Beratungs- und Weiterbildungsinstitut (BWI) bietet wie bisher gewohnt Weiterbildung für Berufsleute an. Es ist uns nach wie vor wichtig, unsere KundInnen vom Wissen zum Können zu führen, d.h. wir legen grossen Wert darauf, auch wirklich praktische Inhalte zu vermitteln und an den Themen der TeilnehmerInnen direkt zu arbeiten und so einen hohen Transfer des Gelernten in den Berufsalltag zu erreichen. Diesen Ansatz des praktischen Nutzens verfolgen wir auch in der Beratung.
Hier geht es uns darum, die Situation der Organisation ganzheitlich zu erfassen und basierend auf der jeweiligen Situation konkrete, vielleicht auch nur inkrementelle Schritte einer Weiterentwicklung zu ermöglichen. Praktisch bedeutet das, dass in manchen Fällen etwa ein Schritt hin zu einem agileren Denkansatz (Mindset) nützlicher ist, als ganze Organisationsteile mit Gewalt auf agile Vorgehensweisen umzustellen. Brauchbarkeit der Intervention im jeweiligen Umfeld ausgehend von den Stärken der Organisation sind unsere Devise.

Unter Ihrer Leitung richtet sich das BWI neu aus. Welche neuen Inhalte haben Sie in Ihr Programm aufgenommen und warum?

Nach wie vor stehen wir für Kernthemen in der Weiterbildung in Führung und Projektmanagement. Wir haben uns neu nach vier Themenkreisen strukturiert: Sich selbst führen, Teams führen, Projekte führen und Organisationen führen. Ansätze wie die eigene Resilienz zu stärken, Hochleistungsteams aufzubauen und zu führen oder auch laterale/kollegiale Führung sowie das Führen rein virtueller Teams sind Themen, die uns im Augenblick stark beschäftigen und die auch angesichts der aktuellen Belastungssituationen in der Welt stark an Bedeutung gewinnen.

In welcher Form vermitteln Sie Ihr Angebot, und an wen richtet sich das Programm des BWI?

Augenblicklich gibt es unsere Weiterbildungen als Präsenzschulung oder als Online-Seminar. Öffentliche Seminare führen wir derzeit wieder vermehrt als Präsenzunterricht durch, Seminare, die wir massgeschneidert für Unternehmen anbieten, laufen derzeit fast ausschliesslich rein virtuell. Künftig werden wir zunehmend auf Blended Formate setzen, in denen die physische Präsenz der Teilnehmenden nicht mehr so ausgeprägt stattfinden wird wie bisher. Derzeit richten sich die Weiterbildungsangebote an Organisationen, die ihre Mitarbeitenden in öffentliche Seminare schicken oder eben auch massgeschneiderte Inhouse-Schulungen buchen können. Selbstzahlende TeilnehmerInnen streben wir vor allem für die Seminare im Bereich Persönlichkeitsentwicklung (sich selbst führen) an. In der Beratung sind es Organisationen aller Arten, die wir ansprechen.

Mit welchen besonderen Herausforderungen sehen sich Unternehmen und Organisationen heute durch Covid-19 konfrontiert?

Vor allem natürlich hat ein rasantes Umdenken bezüglich des online Arbeitens stattgefunden. Die meisten Organisationen haben sich umgestellt und lassen ihre Mitarbeitenden vor allem «remote» arbeiten. Dies führt bereits und wird noch mehr zu anderen Arbeitsabläufen führen. Vermehrt unter Druck kommt natürlich auch das Thema «Kontrolle». Virtuell Arbeiten bedeutet, den Menschen Vertrauen in die Qualität ihrer Arbeit entgegenzubringen und auch Wege zu finden, in Verbindung zu bleiben mit den eigenen Mitarbeitenden, um Ziele gemeinsam erreichen zu können.

Das BWI will insbesondere die Zukunftssicherheit von Organisationen stärken. Wie sehen die Angebote in den Bereichen Weiterbildung und Beratung konkret aus?

Zukunftssicherheit stärken heisst, die Handlungsfähigkeit aufrecht zu erhalten und sowohl als Individuum wie auch als Team oder Organisation eine gewisse Resilienz zu haben in der turbulenten, komplexen Welt, in der wir leben und arbeiten. Daher die Gliederung unserer Weiterbildungsangebote in die vier erwähnten Bereiche, aus denen Kurse flexibel miteinander kombiniert werden können. Durch die Kombination Beratung und Weiterbildung können wir Organisationen ganzheitlich unterstützen, d.h. wenn wir beraten, sehen wir, welches Wissen noch gefestigt werden muss und wenn wir weiterbilden, erkennen wir, welche Herausforderungen im Unternehmen bestehen und können gezielte beratende Begleitung anbieten.

Zusammen mit der Universität St. Gallen bieten Sie künftig eine neue Weiterbildung für Führungskräfte an. Wen wollen Sie damit konkret ansprechen und welche neuen Inhalte können die Teilnehmer erwarten?

Wir bieten ab Frühling 2021 ein gemeinsames CAS in Projektmanagement an. Dieses CAS bildet angehende und amtierende Projektmanager gezielt aus in den Herangehensweisen (klassisch, hybrid und agil) des Projektmanagements sowie in deren Methoden und Instrumenten. Neu ist vielleicht, dass viel Wert auf das Mindset gelegt wird, mit dem man an Themen herangeht. So bringen wir etwa Aspekte aus dem Mentaltraining und Resilienzansätze mit hinein. Das CAS bringt neben diesem Zertifikat der renommierten Universität St. Gallen gleichzeitig auch eine Zertifizierung nach IPMA Level D sowie als Scrum Master. Impulsreferate erfolgreicher Projektleiter aus der unmittelbaren Praxis runden die Weiterbildung ab.


Über Andrea Rutishauser Über 30 Jahre Führungserfahrung in Marketing und Kommunikation von multinationalen Konzernen sowie in der Geschäftsführung von KMU zeichnen Andrea Rutishauser aus. Seit 2011 arbeitet die Mutter von Zwillingen als selbständige Beraterin und systemischer Coach, mit den Schwerpunkten Teamentwicklung, Mediation und Konfliktmanagement.

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